Skip to main content

#31: So viel ist passiert!

„Kennst du die Mantocos?“

Die Frage stellte mir ein anderer Steyr-Fahrer, der mit seiner Frau jedes Jahr sechs Monate im Truck lebt und die Welt bereist. Es gibt die, die von einem Fahrzeug nur träumen und reden. Dann gibt es die, die ein Fahrzeug kaufen oder bauen, aber nicht losfahren. Manchmal ist noch zu viel anderes zu tun; manchmal fehlt schlicht der Mut, die Komfortzone nicht nur zu verlassen, sondern komplett außer Sichtweite zu verlieren.

Hand aufs Herz, ich bin oft ein Träumer! Umsetzen fällt mir schwer. Zu oft fühlt es sich an, als käme ich nicht vom Fleck, würde nur auf der Stelle treten.

Mantoco – das sind MANni, TOmmy und COnny. Ein Lkw von MAN, Thomas Lehn und Constanze Kühnel. Vor elf Jahren haben die leidenschaftlichen Weltenbummler fast alles verkauft und sind in ihr Expeditionsmobil gezogen. Seitdem leben sie Vollzeit auf den zwölf Quadratmetern ihres Tiny House auf Rädern.

Viele gibt es nicht in dieser Szene, die den ganz großen Schritt gewagt haben und durchziehen. Irgendwann kennt man sich. Lieber früher als später, dachte ich mir bei Mantoco – die will ich wirklich gern kennenlernen!

Für meinen 40. Geburtstag konnte ich mir keinen besseren Ort zum feiern vorstellen als die Camp Area der Abenteuer & Allrad. Mit Gleichgesinnten über die gemeinsame Leidenschaft reden, bei den Ausstellern Inspiration suchen und neue Leute kennenlernen – das macht es wieder wett, dass ein riesiges Camp mit tausenden Menschen doch gar nicht mein Ding ist. Zu viel Individualität trifft da für mich aufeinander, zu viel Lärm zu spät am Abend und zu früh am Morgen.

Ich mache das beste draus. Genieße die Momente, die mir gut tun. Weiß, dass ich bald schon mit meinem Steyr am Meer, in den Bergen, inmitten unberührter Natur stehe. Und sehe ganz vorn auf dem Platz ein bekanntes Fahrzeug. Manni! Den Mann daneben spreche ich an und lerne so Tommy kennen. Es ist ein kurzes Gespräch, kurz vor dem Abendessen. Doch am nächsten Tag treffe ich ihn wieder, auf dem Messegelände, zusammen mit Conny.

Die beiden haben einen kleinen Stand und verkaufen ihre Bücher: ein umwerfendes, 432 Seiten starkes Werk über Afrika sowie ihr erstes Buch über Ausstieg aus dem bürgerlichen Leben und „Probe-Weltreise“. Nun kaufe ich ja kaum noch etwas, doch das Buch muss ich haben. Conny schreibt mir eine Widmung, auf meinen Wunsch ein schriftlicher Arschtritt: „Nicht nur träumen … MACHEN!“

Ich brauche hin und wieder einen Weckruf, eine kleine Erinnerung daran, dass ich für meine Träume auch etwas tun muss. Das Buch wird mein Begleiter sein bei der Dekonstruktion des alten Lebens und dem Ausbau des Expeditionsmobils – eine lebendige Beschreibung des Lebens, das ich anstrebe. Und Connys mahnende Worte werden mich daran erinnern, jeden Tag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung zu machen.

Auf der Heimfahrt fällt mir ein, dass zuhause noch ein anderes Buch liegt. Vor genau einem Jahr – zum 39. Geburtstag – hat mir mein Freund Lars Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren von Ulrich Dolde geschenkt. Das Buch, die Bibel in Sachen Selbstausbau von weltreisetauglichen Expeditionsmobilen, hat mich in den letzten zwölf Monaten begleitet. Vom Kauf meines Steyr 12M18 bis zum Wahl eines Ausbauers für die Kabine (ich habe beschlossen, ich lasse es doch lieber einen Profi machen) war es ein guter Ratgeber.

Von der Theorie zur Praxis – zwischen Lars’ Geschenk und meinem Geschenk an mich selbst liegen gerade einmal 365 Tage, und so viel ist passiert. Das vergessen wir manchmal: wie weit wir kommen, wenn wir einen kleinen Schritt nach dem anderen machen.

Und wie heißt es? Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt!

#machdichfrei

Dein Ulrich

Hat dir dieser Beitrag gefallen? Meld dich für den Freiheitsbrief an und erhalte jeden Freitag per E-Mail Geschichten, die dich frei machen, oder schau dir in der Übersicht mehr Beiträge an.