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#36: Nimmst du dir die Zeit?

Jeder Mensch hat jeden Tag 24 Stunden zur freien Verfügung. Jeder entscheidet selbst, wofür er diese Zeit nutzt.

In den wiederholten Lockdowns 2020 und 2021 sah ich eine große Gefahr, dass wir im bundesweiten Hausarrest verwahrlosen. Statt auf die gesundheitsfördernde Wirkung von gesunder Ernährung und Bewegung hinzuweisen, hat die deutsche Bundesregierung TV-Spots in Auftrag gegeben, die Faulenzen, Videospiele und ungesundes Essen als Tugenden verherrlichten.

Ich wollte meine Tage nicht verschwenden und sah die Zeit als einmalige Gelegenheit, mich mal wirklich um mich zu kümmern. Vierundzwanzig Stunden zur freien Verfügung und sie waren voll! Weil ich große Gewissenskonflikte mit dem Weg der Politik hatte, teilte ich meinen Tagesplan mit meinem Publikum.

Mittlerweile sieht die „neue Normalität“ sehr nach der alten aus, als wäre nie etwas gewesen. Mit meiner Erfahrung stelle ich jetzt gerne Menschen und hiermit auch dir die Frage: In den 24 Stunden, die dir jeden Tag zur Verfügung stehen, wofür nimmst du dir als erstes Zeit? Lieber eine Stunde Meeting oder spazieren mit deinem Hund? Scrollen auf Instagram oder mit deinem Partner über eure Wünsche und Träume reden? Im Stau stehen oder Zeit in der Natur verbringen? Womit fängst du an?

Selten bekomme ich eine Antwort, die auch nur im Entferntesten etwas mit Arbeit zu tun hat. Bei den meisten ist ziemlich deutlich, dass sie etwas für sich selbst tun wollen – vor allem Dinge, die sehr wenig oder gar nichts kosten.

Ich spreche bewusst den ganzen Tag an, denn das wichtigste für mich ist Schlaf in ausreichender Menge: neun Stunden mit Einschlafen und Wachphasen. Als nächstes kommt gute Ernährung: eine halbe Stunde für Zubereitung und Verzehr am Morgen, eine ganze Stunde am Mittag und 90 Minuten am Abend.

Weitere anderthalb Stunden will ich mich jeden Tag bewegen. Ich könnte mir zwar ein Laufband an den Schreibtisch stellen, meine täglichen 10.000 Schritte sollen allerdings in der Natur an der frischen Luft stattfinden.

Damit ist der halbe Tag schon verplant.

Dazu kommt eine großzügige Stunde für Körperpflege, eine weitere für den Haushalt. Meiner kreativen Arbeit gehe ich am liebsten vormittags nach – in einem selbstbestimmten, vierstündigen Sprint-Block. Den Input dafür hole ich mir am Nachmittag, indem ich spielerisch nach Lust und Laune lerne.

Lebe ich jeden Tag so? Nein! Will ich das? Ja! Die Frage ist also: wann? Für mich ist es sicherlich nicht erst an dem Tag, an dem ich in die gesetzliche Rente übergehen darf. Vierzig Jahre lang vierzig Stunden die Woche zu arbeiten, um dann ein paar Jahre in „Freiheit“ zu genießen und zu hoffen, dass ich sterbe, bevor ich mir den Arsch nicht mehr selbst abwischen kann – das halte ich für Betrug an der Menschheit.

Vielleicht fällt es dir schwer, meine Frage zu beantworten, weil du gefangen bist in deinem Alltag und deinen Verpflichtungen. Dann hilft dir womöglich der Ansatz von James Clear:

Stell dir vor, all deine Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen würden über Nacht verschwinden. Welche würden dir fehlen? Was würdest du deinem Leben gern wieder hinzufügen? Wenn du […] nach mehr Zeit suchst, fang mit einem unbeschriebenen Blatt an und entscheide, was du deinen Tagen hinzufügen möchtest, statt mit einem vollen Kalender anzufangen und zu versuchen herauszufinden, was du eliminieren willst.

Verabschiede dich mal für einen Moment von dem Gedanken, du müsstest in deinem Leben irgendetwas tun. Zeit gegen Geld tauschen, um am Ende Geld wieder gegen Zeit zu tauschen… Der ultimative Ausgleich ist, mehr Zeit über dein eigenes Schicksal zu erhalten, sagt Jocko Willinck.

Und nochmal James Clear: Dein Kalender ist ein besseres Maß deines Erfolges als dein Bankkonto.

Ich höre ja schon deine Einwände: Das funktioniert so doch gar nicht.

Was, wenn doch?

#machdichfrei

Dein Ulrich

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