Skip to main content

#38: Wie ich die Kontrolle über mein Leben zurückerobere

By 2024-03-01März 15th, 2024No Comments
Viel Zeit ist vergangen. Aus einem Monat wurden sechs. Wie finde ich den Anschluss? Einfach weitermachen oder gelingt ein Neuanfang? Klar ist: Viel ist passiert und manch einer hat mich gefragt, ob ich den Freiheitsbrief wohl weiter schreibe. Meine klare Antwort:
Jein.
Das letzte halbe Jahr hat mir viel gezeigt, mich vieles gelehrt. Auch, dass ich gar nicht so frei bin, wie ich das gern behaupte oder glaube. Jahre oder Jahrzehnte alte Aufgaben, begonnene und nie abgeschlossene Projekte, aufgenommene und doch nicht fortgeführte Hobbys – alles lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf meinen Schultern.
Wie soll ich da leichten Schrittes in eine leuchtende Zukunft gehen? Einen tiefen Sturz brauchte es, um mir den Impuls zu geben, aufzuräumen und mich wirklich frei zu machen. Klingt bekannt und ist es auch. Aufräumen, ausmisten, abschließen ist oft ein rekursiver Prozess. Immer mal in sich gehen, fragen: Was ist mir noch dienlich und was nicht mehr.
Ich werde nicht ins Detail gehen über kiloweise Altpapier, Erfolge und Kuriositäten bei Kleinanzeigen, kleine und große Arbeiten rund ums Haus. Das sind Dinge, an die ich gern einen Haken mache und loslasse.
Auch über meinen Steyr erzähle ich heute nur, dass ich einen ganz großen Meilenstein erreicht habe. Das ist eine Geschichte für den „Freiheitsbrief 2.0“.
Heute will ich dir nur einen einzigen Impuls mitgeben, den ich kürzlich im Newsletter von Dan Go gelesen habe. Er begann den Artikel so:
Im Jahr 2007 eroberte eine neue Droge mit Suchtpotenzial die Welt. In weniger als 15 Jahren konsumiert mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung diese Droge täglich. Sie hat zu einem Anstieg von Depressionen, Angstzuständen und Selbstmord in allen Altersgruppen geführt, insbesondere bei jungen Frauen.
Gemessen an der heute durchschnittlichen Bildschirmzeit, werden Menschen insgesamt mehr als zehn Jahre ihres Lebens mit dem Blick auf ihr Telefon verbringen. Wie krank ist das?
Schlimmer noch: Die chronische Benutzung dieser Geräte ist Gift für die Gehirnchemie. Das ist mir schon lange bewusst, und doch habe ich viel zu wenig unternommen, meine Bildschirmzeit zu reduzieren. Das endet jetzt!
Vor einer Woche habe ich begonnen, die Empfehlungen aus Dans Newsletter umzusetzen:
1. Bewusstsein: Mach dir erst mal klar, dass du ein Problem hast. Dieser Brief ist ein Anfang. Nutz die Bildschirmzeit-Funktion. Lies Studien und Bücher zum Thema.
2. Trigger entfernen: Welche (insbesondere sinnlose) Apps nutzt du immer wieder? Lösch sie, schalt Benachrichtungen aus und bewahre das Telefon in einem anderen Zimmer oder gar auf einer anderen Etage auf.
3. Telefon hässlich machen: Stell das Smartphone auf schwarz-weiß (z.B. iPhone über die Bedienungshilfen). Bunt schreit nach Aufmerksamkeit. Du wirst staunen, wie uninteressant das Telefon wird, wenn es grau in grau ist (ich bin beeindruckt).
4. Telefonfreie Zonen einrichten: Verbann das Smartphone aus bestimmten Bereichen deiner Wohnung (evtl. zu bestimmten Zeiten), z.B. Schlafzimmer, Esstisch beim Essen, Sofa.
5. Nicht vermeiden, sondern ersetzen: Füll die freigewordene Zeit mit schöneren, besseren Dingen (z.B. Bewegung in der Natur, mit deinem Partner reden, Sport).
Vor allem der letzte Punkt erinnert mich an ein Kafka-Zitat, dass mir mein Papa kürzlich schickte:
„Dann sind Sie also frei?“ fragte sie. „Ja, frei bin ich“, sagte Karl und nichts schien ihm wertloser. 
Ganz zustimmen will ich nicht. Freiheit ist nicht wertlos. Freiheit allein ist wenig wert. Es ist das, was sie ermöglicht, das wirklich wertvoll ist (und in meinen Augen dadurch auch die Freiheit wertvoll macht).
Wie geht’s also weiter mit dem Freiheitsbrief? Das bisherige Format – wöchentliche Briefe mit geschichtenuntermalten Inhalten zur persönlichen Weiterentwicklung – will ich nicht fortführen. Der Rahmen zu starr, die Plattform zu unflexibel, die Richtung zu einseitig.
Ich bin Künstler. Foto, Video, Text sind meine Medien und ich will sie noch mehr verbinden. Deshalb war ich lange bei Instagram, doch auch dort bin ich raus. Jaron Lanier beschreibt 10 Gründe dafür, mit acht oder neun davon bin ich einverstanden. Als Künstler ist die Plattform für mich untragbar. Ich erschaffe das Material, für das andere die App aufsuchen. Belohnt werde ich dafür nicht. Im Gegenteil: Instagram schaltet Werbung, verdient daran, gibt nichts weiter. Youtube ist kaum besser. Selbst wenn ich die Hürden zur Monetarisierung erreiche, bekomme ich nur indirekt Geld – wieder durch Werbung, die keiner sehen will.
Das entwertet die künstlerische Arbeit – gut daran zu erkennen, wie desinteressiert sie konsumiert wird. Inhalte bei Instagram werden nur Bruchteile einer Sekunde „bewertet“ und bekommen ein Herz oder eben keins. Youtube läuft nebenher und wird mal eben schnell vorgespult, wenn eine Stelle für den rastlosen Geist des frühen 21. Jahrhunderts nicht spannend genug ist. Vom Versuch, Leser auf nachhaltige Weise (ohne Clickbait und andere journalistische Taschenspielertricks) zu halten, will ich gar nicht sprechen.
Also, quo vadis Freiheitsbrief? Ich schaue mich um nach Konzepten, die mir ein für mich relativ geschlossenes Ökosystem zur medialen Begeisterung weniger echter Fans erlauben. Medium.com und Substack stehen gerade in der engeren Auswahl und auf letzterer habe ich bereits ein Konto angelegt.
Wenn’s da los geht, wirst du als Leser des Freiheitsbrief zu den ersten gehören, die davon erfahren. Ich freue mich, wenn du meiner künstlerischen Arbeit weiterhin treu bist!